Schnitzen mit der Kettensäge: Carving für Anfänger

Holzarbeiten mal anders – Schnitzen mit der Kettensäge wird immer beliebter. Ein Hobby, nicht nur für besonders starke Männer, sondern auch für immer mehr handwerklich-begeisterte Frauen. Nur wenige wissen, dass es die außergewöhnliche Kunst des Kettensägenschnitzens schon seit den 1950er-Jahren gibt. Wie sich jeder mit der Motorsäge, dem richtigen Holz und etwas Kreativität seine eigenen Skulpturen zaubern kann, zeigen die folgenden Tipps.

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Abbildung 1: Die Kettensäge eignet sich nicht nur zum Fällen von Bäumen, sondern mit dem nötigen Geschick lässt sich Holz mit einer für das Carving geeigneten Kettensäge in kleine Kunstwerke verwandeln.

Schnitzen von Kürbissen oder filigranen Hölzern kennt bestimmt jeder. Dafür werden beispielsweise Messer, Löffel oder handliche Schnitzwerkzeuge benötigt. Figuren in etwas anderer Dimension werden durch das Schnitzen mit der Kettensäge kreiert.

Hier geht es deutlich kraftvoller und vor allem lauter zu, denn die Kettensägen haben ordentlich Power. Das sogenannte „Carving“ ist jedoch keine Trendsportart, sondern bereits seit den Fünfzigerjahren bekannt. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, denn Sterne, Drachen, Pilze und vieles mehr lassen sich mit etwas Geschick aus dem Holz zaubern.

Das Schnitzen mit der Kettensäge kann ohne die optimale Schutzausrüstung schnell gefährlich werden. Du benötigst dafür:

  • die richtige Kettensäge
  • Handschuhe
  • Ohrschutz
  • Schutzbrille
  • Schnittschutzhose 
  • ein körpernahes Oberteil

Vor allem die Sägen für die Kunst aus Holz sind besonders. Sie verfügen über eine sogenannte Schneidegarnitur und ein spezielles Kettenrad. Damit sind präzise Schnitte, Verzierungen und höchst filigrane Muster problemlos mit der richtigen Führung möglich. 

Kettensägenschnitzen
Abbildung 2: Beim Kettensägenschnitzen treffen Motorkraft, handwerkliches Geschick und die notwendige Portion Kreativität aufeinander.

Im Vergleich zu einer klassischen Kettensäge für den Garten oder Waldarbeiten sind die Sägen mit Carving-Schienen deutlich rückschlagsärmer. So lassen sich auch Arbeiten in einem besonders engen Radius durchführen. Um die Vibrationen zu verringern, haben die Spezialsägen veränderte Ketten mit einem gekürzten Zahndach.

Nicht nur die Säge ist für das Gelingen der Holzskulptur entscheidend. Auch die Schutzausrüstung zählt. Die Handschuhe sorgen dafür, dass die Säge jederzeit gut und ohne Rutschen in der Hand liegt. Das gelingt nur, wenn die Handschuhe zur Handgröße passen. Sind sie zu groß, kann das überschüssige Material eine grifffeste Haltung erschweren.

Bei den Arbeiten am Holz sollte immer eine Schnittschutzhose und ein eng anliegendes Oberteil getragen werden. Flattert der Stoff zu sehr, könnte er sich in der Kettensäge verfangen; mit äußerst unangenehmen Folgen.

Richtiges Schuhwerk ist bei der Schnitzkunst mit der Kettensäge ebenso wichtig. Robuste und schnittfeste Schuhe in der passenden Größe sind ein Muss. Nicht zu vergessen, der **Schutz für Ohren und Augen. Umherfliegende Holzspäne können durch die Fliehkraft beschleunigt als kleine Geschosse im Auge landen ähnlich wie beim Reinigen von Terrassen mit dem Hochdruckreinigungsgerät, wo der scharfe Wasserstrahl Steinchen aufwirbeln kann.

Die Folgen: fatal. Damit dies nicht geschieht, unbedingt eine Schutzbrille (am besten mit Visier für das ganze Gesicht) tragen.

Es gibt unzählige Holzarten, aus denen sich beispielsweise Bänke, Möbelstücke und Co. fertigen lassen. Geht es um Schnitzen mit der Kettensäge zur Umsetzung kreativer Skulpturenideen, sind nicht alle Hölzer geeignet.

Infrage kommen u. a.:

  • Eiche 
  • Lärche
  • Zeder
  • Robinie

Eichenholz ist zwar äußerst robust, lässt sich aber mit der Kettensäge gut bearbeiten. Außerdem ist es besonders wasserfest, sodass die gefertigten Skulpturen zahlreichen *Wettereinflüssen trotzen.

Lärchenholz ist vor allem aufgrund seiner rötlich-lebhaften Musterung besonders beliebt. Die Oberflächenbehandlung ist für geübte Kettensägenkünstler gar nicht so schwer. Präzise Schnitte sorgen dafür, dass das lang haltbare Holz in filigrane Formen kommt.

Holzstapel
Abbildung 3: Holz ist ein vielseitiger, nachwachsender Rohstoff und lässt sich auf vielerlei Arten weiterverarbeiten. Aber nicht jede Holzsorte eignet sich fürs Carving.

Als äußerst witterungsbeständig gilt auch ein anderes Hartholz: Robinie. Es ist vor allem für das Schnitzen mit der Kettensäge ohne umfangreiche Erfahrung geeignet. Da sich das Material leichter bearbeiten lässt, können auch Anfänger mit der Kettensäge rasch erste kreative Erfolge erzielen. Imposant wirkt das Robinienholz vor allem wegen seiner Farbgebung: gelb-braune Nuancen wechseln sich mit gelb-grünen ab. Um die Holzkunst lange in dieser wunderschönen Farbgebung erstrahlen zu lassen, sollte es mit Lasur behandelt werden.

Farblich aufregende Skulpturen entstehen vor allem durch Zedernholz. Es leuchtet mit der braun-rötlichen Maserung besonders schön im Sonnenlicht und trotzt durch seine Witterungsbeständigkeit Wind, Regen oder Schnee.

Tipp: Möchten Sie mit der Kettensäge eine Skulptur für den Innenbereich schnitzen? Kein Problem, hierfür ist Linde ein echter Geheimtipp. Das Holz ist vergleichsweise weich, sodass es auch von Anfängern gut bearbeitet werden kann. Das Holz der Linde wird deshalb auch gern bei einem Kurs für Einsteiger eingesetzt.

Auch bei geübtem Umgang mit der Kettensäge entsteht nicht aus allen Hölzern die gewünschte Skulptur mit langer Haltbarkeit. Ungeeignet für die Schnitzkunst mit der Kettensäge sind:

  • Fichte
  • Kiefer
  • Obstgehölze
  • Douglasie

Fichtenholz ist für seine schnellen Risse bekannt. Dadurch lässt es sich nicht optimal bearbeiten. Außerdem würde die Holzskulptur viel Pflege für den Wetterschutz benötigen. Kiefern verströmen zwar einen wohligen Duft, sind für das Schnitzen mit der Kettensäge jedoch auch ungeeignet. Das Holz lässt sich zwar bearbeiten, neigt jedoch zu schnellem Faulen oder Pilzbefall.

Das Holz von Obstbäumen ist zu hart, um es geschickt mit der Kettensäge zu bearbeiten. Zwar sehen die Maserungen der Stämme wunderbar facettenreich aus, doch das präzise Sägen ist bei ihnen kaum möglich.

Zu schnellem Reißen neigt auch das Douglasienholz. Es ist vor allem im trockenen Zustand äußerst spröde und damit schwer zu verarbeiten.

Damit aus einem Stück Holz eine filigrane Skulptur wird, vergehen häufig viele Stunden. Alles beginnt mit der ersten Idee. Wer Inspirationen benötigt, kann sich Vorlagen aus dem ein oder anderen Carving-Buch besorgen oder sich online ein paar Ideen holen. Für den Anfang empfehlen sich einfache Linien oder Geometrieformen, um den Umgang der Kettensäge zu üben.

Bevor es an die Umsetzung geht, muss die Materialvorbereitung erfolgen:

  • scharfe Kettensäge bereitlegen
  • Zubehör (beispielsweise die Skizze) vorhalten

Hilfreich kann auch ein Bleistift oder Signierkreide sein, mit dem sich die Umrisse auf das Holz skizzieren lassen. Für den Anfang optimal, denn so wissen Schnitzer, wo sie die Kettensäge entlangführen müssen.

Tipp: Die Kettensäge wird auch beim Schnitzen stark beansprucht. Deshalb sollte sie nach jedem Projekt gereinigt und gewartet werden. Hierzu gehört es auch, sämtliche Verschmutzungen rückstandslos zu entfernen und (falls notwendig) etwas Öl als Schmiermittel aufzutragen.

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Im Anschluss geht es in folgender Reihenfolge weiter:

  1. Holz und Standort auswählen

    Die richtige Holzart ist entscheidend. Wer weiß, welche kreative Ideen er umsetzen möchte, kann das optimale Holz dafür auswählen. Auch der Standort entscheidet über die Holzart. Soll sie im Außenbereich oder Innenraum stehen? Einige Hölzer sind witterungsbeständig und pflegeleichter als andere, deshalb bei der Holzauswahl an den künftigen Standort denken.

  2. Rinde abziehen

    Wurde das Holzstück gefunden, beginnt das Schnitzen mit der Kettensäge noch nicht. Zunächst wird die Rinde entfernt. Befinden sich noch Äste oder andere störende Unebenheiten auf dem Holzstück, werden auch diese zunächst entfernt.

  3. Motiv auftragen bzw. Anzeichen

    Das Motiv steht. Das Holz ist ausgewählt. Nun können die Umrisse mit dem Stift oder der Signierkreide eingezeichnet werden. Manchmal hilft auch eine Schablone für die bessere 3D-Vorstellung.

  4. Umrisse ausschneiden

    Bevor es beim Schnitzen mit der Kettensäge an Feinheiten geht, werden die Umrisse ausgeschnitten. Profi-Tipp: lieber etwas großzügiger arbeiten, als zu viel Holz auf einmal wegzunehmen. Die Feinarbeiten finden in weiteren Arbeitsschritten statt.

  5. Details ausarbeiten

    Damit die Figur mit all ihren Facetten und Feinheiten zum Leben erweckt wird, geht es nun an die Detailarbeit. Dafür muss die Kettensäge besonders präzise geführt werden.

  6. Nach dem Schnitzen mit der Kettensäge

    Sind alle Schnitzarbeiten erledigt, wird die Figur noch behandelt (beispielsweise mit Schutzlasur). Fertig. Der neue hölzerne Blickfang steht.


Bildnachweise:

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