In 6 Schritten zum eigenen Zen-Garten

Zen-Garten

Abbildung 1:
Die asiatische Gartenkunst gilt vielen als der Inbegriff harmonisch gestalteter Natur. Tatsächlich spielen nicht nur ästhetische Überlegungen eine Rolle, wenn ein Garten nach den Maßgaben etwa der japanischen Vorbilder geschaffen wird. Es ist dennoch völlig legitim, etwa die oberflächliche Schlichtheit eines Steingartens einfach nur schön zu finden.

Der japanische Zen-Garten oder Steingarten – gerne auch unter den Begriffen Kare-san-sui-Stil oder „skizzenhafter Stil“ geführt – ist kaum mit Gartenanlagen zu vergleichen, wie sie in Europa üblich sind. In erster Linie dürfte das daran liegen, dass es sich bei dieser Gartenform um einen Trockengarten handelt, der im Wesentlichen aus Felsen, Kies und Sand besteht. Pflanzen finden darin zwar ebenfalls ihren Platz, spielen aber – zumindest hinsichtlich ihres Anteils – keine Hauptrolle.

Anmerkung:
Häufig ist der Steingarten allerdings in eine größere Gartenanlage eingebettet und dadurch zumindest in unmittelbarer Nähe von Pflanzen angesiedelt.

Der größte Unterschied liegt darin, dass ein Zen-Garten nicht als Wohngarten oder als begehbare Grünfläche verstanden werden darf. Das wiederum hängt mit dem philosophischen Hintergrund zusammen: Entwickelt wurde die Idee des Steingartens schon vor Jahrhunderten von buddhistischen Mönchen. Die Gartenanlagen dienten ihnen vornehmlich zur Meditation und Kontemplation.

In Verbindung mit „weltlicher“ Wohnarchitektur kommt den Steinflächen außerdem eine praktische Aufgabe zu, sie dienen traditionellen japanischen Wohnhäusern mit ihren großen Tür- und Fensteröffnungen als Kühlzone. An der grundsätzlichen Idee eines Gartens zur reinen Betrachtung ändert das jedoch nichts.

Die Gestaltung des Steingartens bleibt nämlich immer mit den philosophischen Vorgaben verknüpft. Natürlich ist nicht zu erwarten, dass Sie die buddhistische Denkart vollkommen verinnerlicht haben, aber die Kenntnisse sollten weit genug reichen, um die traditionellen Grundlagen ausreichend zu berücksichtigen. Eine wichtige Rolle spielen die drei Elemente Wasser, Stein und Pflanzen, die gemeinsam die Gesamtheit der Natur darstellen – wenn auch in symbolhafter Form.

Steine, Pflanzen, Wasser

Abbildung 2:
Steine, Pflanzen und Wasser sind 3 wichtige Elemente im Zen-Garten. Das Wasser wird dabei in symbolischer Form als gewellte Kiesfläche dargestellt.

Wasserflächen sind beispielsweise im Zen-Garten gar nicht vorgesehen, sie finden sich vielmehr auf symbolische Weise in den Kiesflächen mit den traditionellen Wellenmustern wieder. Entsprechend kommen allen Bestandteilen im Steingarten übertragene Bedeutungen zu. Moos zum Beispiel, im Prinzip die einzig erlaubte Pflanze, soll dabei helfen, ganz in der Meditation zu versinken – die dunkelgrüne Farbe steht passenderweise für Weisheit. Moos, das in traditionellen Gärten oft dem Vertikutiergerät zum Opfer fällt, spielt also eine wichtige Rolle im Zen-Garten

Da ein privater Zen-Garten mit großer Wahrscheinlichkeit in erster Linie als optisches Highlight angelegt wird, dürfen die buddhistischen Regeln bei der Gestaltung sicherlich ein wenig aufgebrochen werden. Sie sollten dennoch darauf achten, eine gewisse Nähe zu den Originalen beizubehalten – auch wenn das etwa beim deutschen Hang zur Korrektheit für Konflikte sorgen kann. Denn so gepflegt ein Steingarten erscheinen mag, so sehr widerspricht eine exakte geometrische Anordnung der Zen-Philosophie. Abgesehen davon bleibt der Steingarten schließlich ein Abbild der Natur und die ist eben nur bedingt regelmäßig.

Anders als bei der späteren Ausgestaltung ist bei der Planung trotz allem ein Mindestmaß an Exaktheit angebracht. Ohne eine genaue Vorstellung davon, wie Ihr späterer Steingarten aussehen soll, ist an einen Beginn der Arbeiten nicht zu denken. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass beispielsweise die benötigte Menge an Kies und Sand anhand einer Skizze und den dazugehörenden Maßangaben wesentlich einfacher kalkuliert werden kann.

Und genau das ist notwendig: Je nach Tiefe der Kiesschicht etwa – hier sind 20 Zentimeter eher die Regel als die Ausnahme – braucht es selbst für eine überschaubare Fläche von etwa 15 Quadratmetern bereits mehr als eine Tonne Rollkies. Außerdem können Sie so schon überlegen, an welchen Stellen Sie die spätere Kiesfläche durch größere Steine oder Pflanzen durchbrechen wollen. Abgesehen von einem Konzept benötigen Sie:

  • Gartenfolie oder Gartenvlies
  • hellen Kies und/oder Sand
  • (dunklere) Steine
  • Pflanzen
Großer Zen-Garten

Abbildung 3:
Zen-Gärten können, natürlich in Abhängigkeit von den vorgefundenen Platzverhältnissen, beachtliche Ausmaße annehmen.

Falls Sie nicht das Glück haben, einen gänzlich neu zu gestaltenden Garten Ihr Eigen nennen zu können, fallen einige vorbereitende Maßnahmen an:

  • Mit Stäben und Schnur ziehen Sie gemäß Ihrer Skizze die Fläche nach, in der das Kiesbett angelegt werden soll.
  • Anschließend heben Sie die so abgesteckte Fläche bis zu einer Tiefe von 20 Zentimetern aus. Je nach Dimensionen des Steingartens lohnt es sich womöglich, einen Kleinbagger auszuleihen – ein paar menschliche Helfer erfüllen ihren Zweck aber meist auch.
  • Das freigelegte Erdreich walzen Sie nun, bis es ganz eben ist und legen die Fläche danach mit Folie oder Vlies aus. Die verhindert, dass von unten doch wieder Unkraut durch den Kies wuchert. Achten Sie aber darauf, eine wasserdurchlässige Abdeckung zu kaufen.

Der logische nächste Schritt besteht darin, die ausgehobene und mit Folie oder Vlies ausgelegte Fläche wieder aufzufüllen. Dazu wird Sand oder Kies verwendet, der dient gleichzeitig dazu, die unterliegende Plane zu fixieren. Weil die Sand- und Kiesflächen eines japanischen Steingartens nachträglich immer sorgfältig mit eingeharkten Mustern verziert werden, muss das Sand-/Kiesbett eine gewisse Tiefe haben. Einfache Linien sind hier denkbar, da die Flächen aber das Element Wasser versinnbildlichen. Dabei sind Wellenlinien eine ebenso gängige wie traditionelle Variante.

Das hat nicht nur damit zu tun, dass das Harken dadurch insgesamt leichter fällt. Es besteht somit auch nicht die Gefahr, die Folie zu beschädigen. Nur eine intakte Abdeckung sorgt dafür, dass der Steingarten später frei von Unkraut bleibt.

Grünfläche mit Moos

Abbildung 4:
Reduzierter Grün-Einsatz: Viel mehr als einige moosbewachsene Grünflächen braucht es für den Steingarten nicht – was den vorsichtigen Einsatz von Bonsais aber nicht ausschließt.

Nur damit an dieser Stelle keine Missverständnisse aufkommen: Eine Bepflanzung wie in sonstigen Gärten wird im Zen-Garten weder erwartet noch ist sie gewünscht. Mit dem Grün sollten Sie daher sparsam und akzentuiert vorgehen. Theoretisch ist schon der Einsatz von Moos ausreichend, allerdings kann der eine oder andere Bonsai doch sehr zum Gesamteindruck der nachgebildeten Landschaft beitragen.

Dabei gilt trotzdem die Devise „weniger ist mehr“. Je nach Größe des Gartens kann daher schon ein Miniatur-Baum oder ein mit der Strauchschere kunstvoll gestutzter Buchsbaum vollkommen ausreichend sein.

Hinweis:
Etwas anders liegt der Fall bei der Einfassung des Steingartens. So können Sie beispielsweise den „Hintergrund“ der steinernen Landschaft durchaus mit anderen Pflanzen gestalten. Allerdings sollte erkennbar sein, dass diese nur die Grenze markieren, aber kein wirklicher Bestandteil des Zen-Gartens sind.

Die Rasenkanten der angrenzenden Grasflächen sollten Sie mit dem Rasentrimmer sauber abmähen, so dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht.

Ohne sie wäre die Landschaft nicht vollständig: Die „Berge“ und „Felsen“, die durch die großen Steine inmitten der kiesigen Wellen symbolisiert werden, sind ein integraler Bestandteil des Zen-Gartens. Idealerweise verwenden Sie Findlinge und Steine mit dunklerer Färbung als der sie umgebende Kies und Sand, damit erzielen Sie eine schöne Kontrastwirkung.

Achten Sie beim Platzieren der Steine aber darauf, nicht zu symmetrisch vorzugehen. Versuchen Sie stattdessen, auch mit der Anordnung der größeren Steine das Wellenmotiv einzufangen. Dadurch verbreitet der Garten noch mehr Ruhe, zudem sind Wellen ein zentraler Begriff der Zen-Philosophie – was ihre Bedeutung in der buddhistischen Gartenbaukunst erklärt.

Fels-Insel

Abbildung 5:
Fels-Inseln im Kies-Meer: Bei der Platzierung der größeren Steine können Sie eine gewisse Beliebigkeit walten lassen.
In der gezeigten Form würde der Steingarten übrigens alle wichtigen Elemente bereits enthalten, weitere Details wären individuelle Interpretation.

Vermutlich sind viele Steingarten-Freunde keine Anhänger des Buddhismus, deshalb ist es bis zu einem gewissen Grad durchaus hinnehmbar, die eigentlich klaren Regeln der Zen-Gartengestaltung aufzubrechen. Beachten Sie trotzdem, keinen zu großen Aufwand mit dekorativen Elementen wie Figuren oder Laternen zu betreiben. Am Ende sollte immer noch ein sehr schlichtes, harmonisches Ganzes zu erkennen sein.

Rechen

Abbildung 6:
Feinschliff mit dem Rechen: In einem letzten Arbeitsgang erhalten Kies und Sand ihre typischen Wellenmuster.

Wie schon mehrfach erwähnt, sind Kies und Sand als Wasser im Steingarten zu verstehen. Aus diesem Grund sollen auch die charakteristischen Linien, die Sie mit einer Harke abschließend noch ziehen, die Bewegung des Wassers nachahmen: Weder ein Anfang noch ein Ende soll bei der Linienführung erkennbar sein.

Die Umsetzung erfordert einige Übung, weshalb Sie sich von nicht ganz perfekten ersten Versuchen nicht beeindrucken lassen sollten. Und im Zweifelsfall drücken Sie auch den Wellen ihren persönlichen Stempel auf und gestalten diese nach ihrem eigenen Geschmack. Wichtig ist am Ende in erster Linie das harmonische Gesamtbild.


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